Seit einigen Jahren versuche ich zusammen mit Frank alte vom Aussterben bedrohte Haustierrassen zu halten und damit deren Bestand zu sichern.
Wir halten momentan folgende Tierarten ungarische Zakelschafe, Krainer Bergschafe, Coburger Füchse, Thüringer Waldziegen, Schwäbisch Hällische Schweine, Landgänse und Braune Sperber.
Der Betriebswirt züchtet verschiedene Tiere und erhält damit ihre Art. Auf einer eingezäunten Wiese direkt am Haus befinden sich die beiden Fränkischen Landgänse. Während das Weibchen im Stall liegt und brütet, passt das Männchen auf. Sobald sich jemand dem Stall nähert, fängt der Gänserich lauthals an zu fauchen. Wer der Warnung nicht folgt, riskiert gebissen zu werden. „Gänse sind sehr gute Aufpasser auch für das Haus, denn die machen einen Riesenlärm“, erzählt Thomer.
Eigentlich wollte er den Hof seiner Eltern nicht wieder beleben. Als Jugendlicher war er häufig genervt, weil er anstatt ins Kino zu gehen Ställe ausmisten, Kühe füttern und Felder bewirtschaften musste. Aber vor 18 Jahren kam dann doch die Liebe zur Landwirtschaft und den Tieren zurück. Und so legte er sich die ersten Kaltblutpferde zu, die allerdings nicht vom Aussterben bedroht sind. Genauso wenig wie die Stockenten im Nachbargehege. „Die habe ich einfach, weil sie mir gefallen“, sagt der Dettenrodener. Auf der anderen Straßenseite lassen sich zwischen zwei Eseln wieder seltenere Arten finden. Thüringer Waldziegen und Krainer Bergschafe sind hier zu Hause. Die Ziegen wollte Thomer eigentlich weggeben, da sie schwer zu halten sind. Es kam regelmäßig vor, dass seine Frau ihn bei der Arbeit anrief und sagte: „Die Ziegen sind schon wieder ausgebüxt.“ Dann hieß es für Josef Thomer statt Mittagessen Ziegen einfangen. Aber irgendwie konnte er sich dann doch nicht von den Tieren trennen.
Warum er sich die seltenen Nutztiere zugelegt hat, kann er gar nicht mehr richtig sagen. „Aber ich wollte von Anfang an Tierarten schützen“, erzählt Thomer. „Andere spielen Fußball, und ich habe meine Tiere. Das ist ein schöner Ausgleich zu meinem Bürojob, denn so verbringe ich viel Zeit an der frischen Luft.“ Allerdings ist es ein sehr aufwendiges und teures Hobby.
Bei den Skudden und Coburger Fuchsschafen, die nicht direkt am Hof untergebracht sind, hilft ihm sein Freund Frank Mornhinweg. Aber ansonsten macht er eigentlich alles alleine. Das heißt, aufstehen um 4.30 Uhr, vor der Arbeit füttern und misten. Nach der Arbeit wieder füttern. In der Woche gehen täglich locker 2,5 Stunden drauf und samstags sogar zwölf. Und das Futter muss auch noch hergestellt werden. Wobei eigentlich alle Tiere nur Heu bekommen.
Aber das ist Thomer das Ganze wert. Neben der frischen Luft und Bewegung bringt die Nutztier-Arche ihm und seiner Familie noch Nahrung. In Sachen Fleisch sind sie völlige Selbstversorger. Das ist auch ein Grund, warum die meisten Tiere keinen Namen haben. „Es tut schon immer etwas weh, wenn ein Tier zum Schlachten geht.“ Mit einem Namen wäre es noch schwieriger. Und alle Tiere behalten kann Thomer schließlich auch nicht. Aber erschöpft sind die Kapazitäten noch nicht. So ziehen im April zwei Bentheimer Schweine auf den Hof.
Veröffentlich am 14.03.2016 in der Ipf und Jagst Zeitung